Immer wieder merke ich in den letzten Jahren, dass Teile der „Kurs-Community“ ein aus meiner Sicht etwas verzerrtes Verständnis von EKIW hat. Warum gibt es eine Ausbildung zum Wunderwirkenden (denn eine solche ist der Kurs!), wenn „die Welt eine Illusion ist“ und „es nichts zu tun gibt“? Die verzerrte Wahrnehmung beruht auf einer Überbetonung bestimmter Textstellen, während andere nicht in Betracht gezogen werden. Zitate aus dem Kurs werden aus dem Kontext genommen und verallgemeinert. Die beste Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen, ist natürlich, das Textbuch des Kurses selbst zu studieren ;-))

Hilfreich könnte auch sein, sich in der Entstehung der verschiedenen Kurs-Versionen auszukennen:

     1. Version: Die Notizbücher

Ursprünglich schrieb Helen Schumann den Kurs handschriftlich auf und diese Niederschriften sind als Helens Notizbücher bekannt. Helen Schucman und Bill Thetford waren 1965 Kollegen am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York City. Im Juni 1965 schlossen sie sich nach jahrelangen Konflikten – zwischen den beiden, innerhalb ihrer Abteilung und mit anderen Abteilungen und medizinischen Zentren – unerwartet zusammen, um einen „anderen Weg“ zu demonstrieren, einen Weg, der konstruktiv und kooperativ war, sowohl äußerlich wie innerlich. Diese Verbindung löste in Helen eine Reihe von inneren Visionen und paranormalen Erfahrungen aus, die im Oktober dieses Jahres darin gipfelten, dass sie eine innere Stimme hörte, die sagte: „Dies ist ein Kurs in Wundern. Bitte schreib mit.“ So begann ein siebenjähriger Prozess, in dem Helen die Worte dieser inneren Stimme niederschrieb, Worte, die schließlich als „Ein Kurs in Wundern“ veröffentlicht wurden. Sie erhielt zuerst den Text, dann das Arbeitsbuch für Schüler und schließlich das Handbuch für Lehrer.

Ihre Niederschriften bestanden aus einer Mischung aus normaler Handschrift und stenografischen Symbolen. Sie unternahm offensichtlich enorme Anstrengungen, eine Stimme, die nicht ihre eigene war, getreu aufzunehmen. In einem späteren Interview sagte sie: „Ich habe alles getan, um dabei nicht im Weg zu stehen. Ich wollte mich nicht einmischen und ich fühlte, dass es eine Frage der persönlichen Integrität war.“ Manchmal schrieb sie etwas auf und notierte dann, wie unbehaglich sie sich damit fühlte. In der Anfangszeit korrigierte die Stimme manchmal etwas, was sie aufgeschrieben hatte, und sagte, sie habe nicht richtig gehört. Sie selbst machte oft zwei oder drei Versuche, eine bestimmte Aussage akkurat wiederzugeben. Aber im Laufe des Diktats ließen diese Korrekturen nach, und die Stimme dankte ihr zunehmend dafür, dass sie die Worte genau so aufschrieb, wie sie sie erhalten hatte. 

      2. Version: Der Urtext

Helen traf sich regelmäßig mit ihrem Kollegen Bill Thetford und diktierte ihm den empfangenen Text zum Abtippen auf seiner Schreibmaschine, was zu dem sogenannten Urtext führte. Bei diesem Diktat in die Schreibmaschine gingen etwa 10.000 Worte verloren. Manches davon war nur für Helen persönlich und sollte auch keine Teil des Kurses sein. Manches war ihr zu peinlich, um es überhaupt Bill gegenüber auszudrücken. In dieser Version gibt es auch zu Beginn viele Stellen, die Jesus im Nachhinein nochmals korrigierte, so dass der Urtext beim Lesen keinen wirklichen Spass macht. Es gibt auch noch keine Kapitel und die Groß-/Kleinschreibung, die Zeichensetzung und die Abschnittsunterteilung lassen zu wünschen übrig.

    3. Version: Die Original Edition

Helen hat diesen Urtext dann mit Bill Thetford überarbeitet. Das Ergebnis dieser Editierung ist als Original Edition oder auch Hugh Lynn Cayce (HCL) Version bekannt. Hugh Lynn Cayce war der Sohn des bekannten Mediums Edgar Cayce und unterstützte Hellen sehr stark während ihrer Niederschriften. Er erhielt 1972 eine Kopie des fertigen Manuskriptes von ihr.

Zwischen dem Urtext und der OE fand eine umfangreiche Editierung des Textes durch Helen und Bill statt, wobei Jesus selbst Bill zum Entscheider über alle Bearbeitungsfragen ernannt hatte. In den ersten Kapiteln brauchte es auch tatsächlich viel  Überarbeitung, denn während das Arbeitsbuch und das Handbuch komplett mit Abschnittsunterteilungen und Titeln diktiert wurden, war dies in den ersten Kapiteln des Textes nicht der Fall. Dieses frühe Material kam nicht in Form von organisierten Diskursen, die in regelmäßige Absätze unterteilt waren. Stattdessen sprang das Diktat oft zwischen Themen herum und war mit Kommentaren durchsetzt, die nur für Helen und Bill gedacht waren. Auch die Kommentare von Helen selbst und enthielten manchmal verirrte Aussagen ohne Kontext. Außerdem gab es gelegentlich „Schreibfehler“, bei denen entweder Helen gesagt wurde, dass sie nicht richtig gehört habe oder die Terminologie oder der Unterricht eindeutig nicht mit dem späteren Kurs übereinstimmte. Hinzu kamen eine Reihe von grammatikalischen Fehlern.

So wurden letztlich etwa tausend Wörter von ihrem ursprünglichen Standort verschoben und insgesamt über 23.000 Wörter entfernt. Die Original Edition hatte jetzt Kapitel und Unterkapitel bekommen, die Rechtschreibung und Zeichensetzung war korrigiert und der Fluss der Gedanken war besonders in den ersten Kapiteln stark verbessert. Als „persönlich“ eingestuftes Material wurde entfernt.

     4. Version: Die Foundation for Inner Peace (FIP) Version = die Greuthof Übersetzung

1973 wurde der Psychologe Ken Wapnick durch Helen und Bill mit einem Manuskript von „Ein Kurs in Wundern“ bertraut. Nachdem er das Manuskript gelesen hatte, sagte Ken ihnen, er habe das Gefühl, dass eine zusätzliche Überarbeitung nötig sei. Aus seiner Sicht schien noch vorhandenes persönliches und berufliches Material für eine Veröffentlichung ungeeignet. Außerdem kamen Ken einige Unterteilungen im Material willkürlich vor, z.B. die  Abschnitts- und Kapitelüberschriften. Darüber hinaus waren die Satzzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung noch nicht konsistent. Helen und Ken waren sich einig, dass es einen letzten Durchlauf brauchte. Da Bill die Geduld und die Liebe zum Detail fehlten, die für eine solche Aufgabe erforderlich waren, beschlossen Ken und Helen es ohne ihn durchzugehen.

Das Ergebnis war die erste Ausgabe der FIP (Foundation for Inner Peace). Viele der Kapitel- und Abschnittsumbrüche und Titel wurden geändert; Absatz, Interpunktion und Großschreibung wurden verbessert, während die Anzahl der hervorgehobenen Wörter weiter reduziert wurde. Zusätzlich zu den tausend Wörtern, die bereits von ihrer ursprünglichen Position verschoben wurden, wurden weitere 5.000 Wörter (hauptsächlich in Kapitel 1 des Textes) verschoben. In den ersten Kapiteln wurde zusätzlich eine umfangreiche zeilenweise Bearbeitung vorgenommen. Es wurde eine neue Betonung der Terminologie eingeführt (Kapitälchen), die darauf abzielt, der Unterscheidung des Kurses zwischen Realität und Illusion zu entsprechen. Darüber hinaus wurde zum Beispiel das Wort „Wille“ oft geändert, viele Verweise auf „Verhalten“ wurden entfernt sowie die meisten Verweise auf „Seele“. Weitere ca. 12.000 Wörter wurden elimiert.

Warum das wichtig ist, fragst Du Dich vielleicht jetzt? Nun, im Vergleich zwischen der OE und der Greuthof Version fehlen:

  1. Viele psychologische Texte, die sehr spannend sind.
  2. Alle Stellen, die besonders am Anfang des Textbuches praktisch etwas mit dem täglichen Leben zu tun haben. Dazu gehören Hinweise auf das Thema Kindererziehung, das Thema Sex, religiöse Textstellen zum Thema Engel sowie ganz interessante Einzelheiten zum „spirituellen Auge“, zu Sigmund Freud, zum Aufbau des Unbewussten und der Entstehung der Welt.

Dem Kurs in der Greuthof Version fehlt es daher irgendwie an „Erdung“, an praktischen Hinweisen zum Leben, wodurch er so losgelöst von allem Irdischen wirkt. Und schnell ist man/frau dadurch in einer künstlichen Dualität zwischen Welt und Geist gefangen in einer – schlimmstenfalls – Ablehnung der Welt, in der wir eigentlich gerufen sind, hilfreich zu sein. Hier ein Beispiel der Änderungen, die wir vorfinden:

ORIGINAL EDITION: So wie Du mein Unvermögen teilst, Mangel an Liebe in Dir und anderen zu tolerieren, musst Du Dich dem Großen Eroberungszug zu seiner Korrektur anschließen. Das Motto dieses Eroberungszuges ist „Höre, lerne und handle“: Höre auf meine Stimme, lerne Irrtum aufzuheben und unternimm etwas, um ihn zu berichtigen. Die ersten beiden reichen nicht aus. Die wirklichen Mitglieder meiner Partei sind aktive Mitarbeiter.

GREUTHOF VERSION: Wenn du meinen Unwillen teilst, den Irrtum in dir und in Anderen zu akzeptieren, musst du dich dem großen Kreuzzug zu seiner Berichtigung anschließen; höre auf meine Stimme, lerne den Irrtum aufzuheben und handle, um ihn zu berichtigen.

Das macht einen Unterschied. Der Fokus liegt im Urtext und auch in der OE viel stärker auf dem Handeln und der Aktivität in der Welt. Aus meiner Sicht wurde der Kurs gegeben, damit Wunderwirkende, die ihren Geist haben heilen lassen, nun ihrerseits „losziehen“ um durch Vergebung und die Liebe Gottes ihre Brüder zu heilen. Und da gibt es noch etwas zu tun! Der Kreis der Versöhnung umfasst noch lange nicht jeden…

„Jeden, den Du erblickst, stellst Du in den heiligen Kreis der Versöhnung oder lässt ihn draußen, je nachdem, ob Du ihn der Kreuzigung oder der Erlösung für wert hältst. Bringst Du ihn in den Kreis der Reinheit, dann ruhst Du dort mit Ihm. Lässt Du ihn draußen, dann schließt Du Dich ihm dort an. Richte nicht, außer in der Stille, die nicht von Dir ist. Weigere Dich, zu akzeptieren, dass irgendjemand ohne den Segen der Versöhnung ist, und bringe ihn dadurch herein, dass Du ihn segnest. Heiligkeit muss mit anderen geteilt werden, denn darin liegt alles, was sie heilig macht. Komm freudig in den heiligen Kreis und schau in Frieden hinaus zu allen, die meinen, außerhalb zu sein. Verstoße niemanden, denn dies ist, wonach er sucht, zugleich mit Dir. Komm, wir wollen uns mit ihm verbinden am heiligen Ort des Friedens, der für uns alle ist, die wir als eins im Ziel des Friedens vereint sind.“ OE T-14.15

„Die Macht, Wunder zu wirken, ist Dein. Ich werde die Gelegenheiten zur Verfügung stellen, sie zu wirken, Du musst aber bereit und willens sein, da Du schon fähig bist. Sie zu tun wird Dich von Deiner Fähigkeit überzeugen, weil Überzeugung tatsächlich durch das Vollbringen entsteht. (…) Du kannst alles tun, worum ich Dich bitte. Ich habe Dich gebeten, Wunder zu wirken, und habe klargemacht, dass Wunder natürlich, berichtigend, heilend und universell sind. Es gibt nichts Gutes, was sie nicht zu bewirken vermögen, doch können sie nicht aus einem zweifelnden Geist heraus gewirkt werden.“

Daher mal ganz deutlich: Segen für Dich und alles, was Du im Rahmen der Erlösung tust!

Herzlich, Manuela

 

 

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